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SPEZIAL Advent - 10. Dezember 1999

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 Ein paar Gedanken über die Liebe...

 

Ein paar Gedanken über die Liebe...

Alle nachfolgend veröffentlichten "Gedanken" und Kurzgeschichten sind dem Buch Wundervolle Scheiss-Liebe von Rudolf Rolfs entnommen.

Rudolf Rolfs gründete 1950 in Frankfurt das satirische Theater DIE SCHMIERE (DIE SCHMIERE, Karmeliterkloster, Frankfurt am Main, Tel: 069/281066), wo Sie das Buch Wundervolle Scheiss-Liebe so wie weitere Rolfs-Bücher bestellen können.

SELFSPEZIAL hofft, dass es auch hier keine Probleme bezüglich des Copyright geben wird!

Davon wird man nicht unbedingt gesund, doch ohne das, wird man krank...

NACHBARN

Sie jubelten, lachten, jauchzten...
Sie stöhnten, flehten, kommentierten...
Sie liebten sich.
Sie liebten sich, wenn sie sich liebten.
Sehr real.
Sehr körperlich.
Sehr temperamentvoll.
Sehr gesund.
Zu gesund für eine Mietwohnung.
Die Nachbarn mokierten sich zuerst, entrüsteten sich bald und protestierten endlich beim Hauswirt.
Einmütig.
Der Generalvertreter ebenso wie die Frau des Elektromechanikers, das Rentnerehepaar und der Flugkapitän mit seiner Frau.
Einmütig:
"Wenn es mal in einer Ehe Krach gibt, dass die Teller fliegen, sowas ist ja normal, aber diese Lustschreierei ist nicht zu tolerieren."

Wer meint, die Liebe sei stets das Gegenteil von "Hass", irrt.

RACHE

Ich hasse diesen Mann.
Seine Gewinnsucht...
seine Cleverness...
seine unruhigen Augen!

Ich verabscheue
seine dummen Witze...
sein Rasierwasser...
seine Art sich zu kleiden...

Ich finde widerlich,
wie er ißt...
wie er renomiert...
wie er rechnet...

Ich mag ihn nicht,
weil er unaufrichtig ist,
weil er aufschneidet,
weil er grob ist.

Ich werden diesen Mann vernichten.
Morgen werden wir getraut.

Durch einen Reif wird keine Liebe reifer.

ES GEHT

Und sie kam und sie liebten sich und sie ging...

Und er kam und sie liebten sich und er ging...

Keiner kam mehr, denn sie liebten andere und es ging...

Glückliche Ehen sind nur deshalb nicht selten, weil die Ansichten von Glück verkümmert sind.

BEWEIS

Und sie sagte:  Ich liebe Dich!
Und sie sagte:  Ich mag Deine Augen!
Und sie sagte:  Ich höre Deine Stimme gern!
Und sie sagte:  Ich fühle mich wohl bei Dir!
Und sie sagte:  Du machst mich glücklich!
Und sie sagte:  Du liebst so sanft!
Und sie sagte:  Du bist der erste Mann, bei dem ich nachdem nicht ins Bad gehe...
Da wusste er:  Sie liebt mich!

Es spielt nicht die Rolle, wer in einer Ehe die Stiefel anhat. Interessanter ist es, wer alleine aus den Stiefeln rauskommt.

URSACHE

"Aber, ich kenne Dich doch recht gut... Ich verstehe einfach nicht:
Wie kam es dazu, dass Du gerade mit ihm an diesem Abend..."

"Ich weiss es selbst nicht mehr..."

"Moment mal... Ich weiss ebenso wie Du: Schön ist er nicht... Intelligent ist er nicht... Charmant ist er nicht...
Wie kam es dazu?"

"Ich muss es mir tatsächlich überlegen..."

"Du musst es doch irgendwie erklären können... Warst Du beschwipst?..."

"Nein..."

"Hat er Dich überredet, genötigt, gezwungen, geblufft...?"

"Nein... nein..."

"Aber Du bist doch kritisch... auch selbstkritisch...
Hat er Dich dazu provoziert... Hat Dich seine Durchschnittlichkeit irgendwie gereizt?... Oder hat er vielleicht doch zu später Stunde eine gewisse Ausstrahlung?"

"Nein, das kann man von ihm wirklich nicht sagen..."

"Dann versuche Dich doch einmal in die Situation zurückzuversetzen..."

"Ich denke, jetzt fällt es mir ein... Es war Jean Sibelius op. 44!"

Ohne Liebe hält eine Ehe länger als mit wenig Liebe.

GEISTESGEGENWART

Wenn sie ihn streichelte, dachte sie: "Alf!"
Wenn sie küsste, dachte sie: "Alf!"
Wenn sie einschlief, dachte sie: "Alf!"
Wenn sie träumte, dachte sie: "Alf!"
Während sie beischlief, dachte sie: "Alf!"
In Ihr Tagebuch schrieb sie: "Alf, ich liebe Dich!"
"Alf, ich liebe nur Dich!"
Wenn sie in den Spiegel sah, sah sie: "Alf!"
Sie schminkte sich, duschte sich, lebte für Alf.
Und, wenn sie mit ihrem mann zusammen war, versprach sie sich nie, sonder sagte ganz korrekt zu ihm immer : "Helmut..."

Keuschheit ist vieler Laster Anfang.

TRAUM

Ein anstrengender Tag war das.
Im Bett entschlief sie seinen Bemühungen.
Und nun?
Er, wach, unbefriedigt, enttäuscht, frustriert, starrte in die Dunkelheit.
Was nun?
Sie zu wecken und sich an ihr - einer schlaftrunkenen, müden Unwilligen - zu vergnügen, wäre in sich eine Absurdität gewesen.
Er dachte, grübelte, überlegte und konnte nicht einschlafen.
Es liess sich auch nicht auf morgen verschieben.
Denn morgens mussten sie früh aufstehen.
Dann würden sie sich für lange Zeit ohnehin trennen müssen.
Eine, in mehrfacher Hinsicht, unbefriedigende Situation.
Sie schlief fest.
Sie träumte.
Stöhnte im Traum.
Lustvoll.
Sinnlich.
Erregt.
Er lag neben ihr: Lustvoll, sinnlich, erregt.
Außerdem:
Überflüssig, unnotwendig, sinnlos.
Sie wecken?
Unsinn. Im Traum irgendeine Phantasie-Adonis-Type und dann wach, real mich.
Da gibt es keinen Übergang.
Inzwischen ist ihre Erregung zum Teufel.
Da hatte er eine Inspiration.
Auch er stöhnte, wie sie...
Er spielte Träumen.
Sinnlich träumen.
Lauter als sie.
Viel lauter.
Mut Lustschreien... ekstatisch...
Da wachte sie auf:
"Manfred?..."
Er stöhnte lustvoll.
"Manfred?... Hallo, Manfred...!"
Er jedoch spielte weiter "Lust".
Sie hörte sich das noch eine halbe Minute an,
dann schmiegte sie sich an ihn...
"Manfred, was ist denn?"
Oh, Manfred liess sich nicht so schnell aus seinem "Traum" reissen...
"Manfred, was ist denn?"
Wohlig kuschelte er sich an sie:
"Ich träume so herrlich..."
"Was träumst Du denn...?"
Und er erzählte ihr als Traum, was er mit ihr gleich nachdem erlebte...


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© 1999 Themenwahl und Ideen:  Patrick Andrieu